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#OpRussia – Anonymous vs. Putin

Mit der #OpRussia hat Anonymous in den letzten 48 Stunden eine sehr große Operation gegen Putin und seinen Staatsapparat gestartet – um die Ukraine in diesem Krieg zu unterstützen und Putin ein bisschen seine eigene Medizin schmecken zu lassen.

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In den letzten 48 Stunden wurden beachtliche internationale Anon-Ressourcen eingesetzt, um zu zeigen, was Anonymous von dem Angriffkrieg des Wladimir Putin hält. Mehrere 100 Websites der russischen Regierung, von Banken und Staatsunternehmen wurden attackiert, viele von denen sind nach wie vor nicht erreichbar. Das liegt hauptsächlich an sehr effektiven DDoS-Attacken.

Unter den Seiten, die attackiert wurden sind die von

  • Gazprom
  • Sberbank
  • Public services
  • Moscow State Services
  • President of the Russian Federation – http://kremlin.ru/
  • Government of the Russian Federation
  • Ministry of Defense
  • Roskomnadzor

aber auch Medien wie Russia Today (RT). Eine vollständige Liste werden wir nicht veröffentlichen, die Situation ist sehr fluide.

Doch DDoS allein bringt ein Regime nicht zu Fall. Der Angriff gegen das russische Verteidigungsministerium war da schon nachhaltiger, es wurde ein 1.3 GB großer Datensatz aus der Datenbank des Ministeriums geleakt. Dabei gab es ein wenig Verwirrung, da zeitweilig zwei Downloadlinks in Umlauf waren, einer davon zeigte auf eine nur 20MB große Datei mit veralteten E-Mail-Passwortlisten aus sehr alten Leaks, Version des VLC-Media-Players und allerei Informationen zum Rippen von DVDs … Müll. Die andere Datei wird jedoch gerade ausgewertet.

Die Operationen von Anonymous gehen bei weitem nicht von Deutschland aus, involviert sind Aktivsten aus sehr vielen Ländern in enger Abstimmung untereinander.

Aber um das einmal klarzustellen: Dies ist keine Operation gegen die Bevölkerung Russlands. Es ist nicht mal eine gegen russische Soldaten.

Die Operation richtet sich gegen Putin und den von Putin kontrollierten Staatsapparat, gegen staatliche Unternehmen, die staatlich kontrollierten Medien, und gegen Personen und Privatunternehmen, die mittlerweile über Jahrzehnte von Putins autokratischem System profitierten. Sie richtet sich aber auch gegen Gruppen und Medien, die Putins Gaslighting ins Ausland tragen. Putin, der Hackertruppen und Trollarmeen gegen westliche Demokratien einsetzt, bekommt einen Schluck seiner eigenen bitteren Medizin.

Die Bürger der russischen Föderation wurden über Jahre gezielt in die Irre geführt. Die Aussage Putins, die Ukraine sei ein Nazi-Regime und die Regierung eine Bande Drogensüchtiger, sein Geschichtsrevisionismus wird in Russland geglaubt, weil es für einen Großteil der Bevölkerung kaum Zugang zu normalen Medien gibt. Doch Putin ist nicht einfach nur ein Lügner. Er ist ein Diktator, der jede Opposition unterdrückt und seinen Apparat längst gegen westliche Demokratien, gegen die westliche Lebensart einsetzt.

Deswegen ist neben der Störung der Infrastruktur Russlands und der Unterstützung der Ukraine in technischer Hinsicht ein weiterer Schwerpunkt die Information der russischen Bevölkerung. Deswegen werden Sendungen auf russisch in das staatliche Fernsehen eingeschleust, Botschaften über Rundfunk verbreitet. Darüber hinaus tun Anonymous Aktivisten viel dafür, dass die Bürger der Ukraine trotz massiver Störungen des Internets in der Ukraine weiter online bleiben können. Dazu gehört die Bereitstellung von VPN-Services genauso wie Anleitung zur Umgehung von Sperren des Tor-Netzwerks durch den Einsatz von Bridges.

Natürlich gibt es bezüglich der Operation auch durchaus berechtigte Bedenken. Wie weit sollte man einen Diktator mit Atomwaffen reizen? Besteht nicht die Gefahr, dass die NATO direkt involviert wird? Putin hat Finnland und Schweden bereits gedroht, wäre es nicht wichtiger, sich auf die Verteidigung der eigenen Infrastruktur zu konzentrieren? Ist man als Hacker in einersolchen Op Kombattant in einem Krieg?

Die Antwort ist: Die Bedenken teilen wir. Die Kriegsrhetorik ist in weiten Teilen überzogen. Anonymous kann starke Worte, aber man ist sich immer der Tatsache bewusst, dass dies eine gefährliche Situation ist. Die Aktivisten wissen, dass sie ein Angriff auf wirklich kritische Infrastrukturen wie Atomkraftwerke oder Verkehrsleitsysteme für uns ein NoGo ist. Die eigene und die ukrainische Infrastruktur gegen russische Cyber-Angriffe zu sichern steht im Vordergrund. Gleichwohl gilt es, den russischen IT-Apparat beschäftigt zu halten und die Hackertruppen Putins, beispielsweise die Ransomware-Erpresser Conti und CoomingProject, die sich auf Putins Seite stellen, so mit Abwehrarbeit zu versorgen, dass sie in der Ukraine oder dem Westen nichts anrichten können. Auch Informationsbeschaffung ist ein wichtiger Punkt und vieles von dem, was Aktivsten derzeit machen, sieht man halt nicht.

Tatsache ist aber auch: Derzeit sind auch Hacker unterwegs, die sich nicht an die Werte von Anonymous gebunden fühlen, die Ukraine selbst hat ja den Hackeruntergrund zur Hilfe aufgerufen. Auf diese Leute hat man keinen Einfluss. Unser Engagement bezieht sich jedoch auf das Krachschlagen und stören ohne zu zerschlagen und zu zerstören.

Nicht jede Information, die in diesen Tagen über die Anonymous Kanäle läuft, ist echt und verifiziert, etwas, worauf wir immer großen Wert legen. Doch Anonymous ist ein großes Kollektiv, international sind derzeit mehrere Tausend Anons aktiv, die sich über diverse Kanäle selbst koordinieren. Wegen der Größe der Op ist der Informationsfluss daher mehr als chaotisch, selbst für uns.

In diesem Zusammenhang noch einmal der Hinweis:

Jeder kann sich Anonymous nennen, doch nicht überall ist Anonymous drin. Bei solchen großen Ops ist es immer so, dass an allen Ecken und Enden Anonymous Kanäle auftauchen, die Follower einsammeln, um Spenden bitten, sich „official“ nennen.

Deswegen einmal ganz klipp und klar:

Das deutschsprachige Kollektiv nutzt Twitter, Mastodon, Facebook und diesen Blog als Kanäle. Welche Accounts dies sind, steht unten im Footer oder auf der Kontaktseite hier. Seid vorsichtig, wem ihr folgt, vor allem auf Twitter. Ein brandneuer Account, der nirgendwo angekündigt wurde und nur ein paar Tweets mit allgemeinen öffentlichen Informationen absetzt, ist nicht seriös.

Und noch klipp und klarer: wir machen das hier nicht für Geld oder Ruhm. Deswegen wird Anonymous NIEMALS mit Partnerprogrammen in Links arbeiten oder um Spenden bitten. Wir regeln alles intern. Das haben wir immer schon so gemacht, das wird so bleiben.

Und einen offiziellen Anonymous Account gibt es nicht. Geld zu nehmen und etwas „offiziell“ zu machen, das widerspricht sich.

We are Anonymous.
We are Legion.
We do not forgive.
We do not forget.
Expect us.