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Wo bleibt die Wut?

Der Suizid von Lisa-Maria Kellermayr hat viele schockiert und lässt einige verzweifelt zurück. Doch er sollte wütend machen. Richtig wütend. Wir dürfen nicht zur Tagesordnung zurück.

Eigentlich hatten wir uns gestern morgen zusammengesetzt, um zu überlegen, was alles in den nächsten „Was vom Tage übrig blieb“ rein soll. Doch dann kam eine Meldung, die selbst uns sprachlos und fassungslos zurückließ. Dr. Lisa-Maria Kellermayr, die couragierte Ärztin aus Oberösterreich, wurde tot in ihrer Praxis aufgefunden.

Damit endet eine Geschichte auf die denkbar tragischste Weise, die in den vergangenen Wochen die Medien und die Öffentlichkeit gleichermaßen bewegte, die Behörden aber in irrationale Rage versetzte. Es ist eine Geschichte über komplettes Versagen aller involvierten Behörden und Institutionen, von der Polizei über die Staatsanwaltschaft bis hoch zu Verfassungsschutz und in die Ärztekammer und Politik. Und es ist die Geschichte eines weitgehend abgekoppelten Teils der Gesellschaft, eines empathielosen, unsozialen, widerwärtigen Teils: Impfgegner, Hater, Hetzer. Aber es ist auch eine Geschichte von rechtsextremen Trollnetzwerken auf Twitter und Telegram und eine von zu wenig Gegenwehr in der Gesellschaft.

Lisa-Maria hatte um Hilfe gebeten. Bei der Polizei, bei der Ärztekammer, bei der Politik. Seit November erhielt die Betreiberin einer Arztpraxis wegen ihrer öffentlichen Äußerungen zu Corona und der Impfung Morddrohungen unter einer gestohlenen Identität eines „Claas“, es war klar, dass der echte Claas, dessen Nachname ebenfalls in der Mail genannt wurde, nicht Urheber der Mails war, der Täter hieß nicht Claas. Lisa-Maria wurde beschimpft, angefeindet, ihr wurde angedroht, alle Angestellten ihrer Praxis würden vor ihren Augen massakriert und ausgeweidet. Sie traute sich nicht mehr aus ihrer Praxis, ging nicht mehr in ihre Wohnung, wechselte nach eigener Aussage immer die Supermärkte, wenn sie denn überhaupt mal einkaufen ging.

Doch die Behörden wollten nichts unternehmen, nahmen sie nicht ernst, griffen sie sogar an.

Die Polizei Oberösterreich empfahl ihr, öffentlich weniger präsent zu sein. Sagte sinngemäß, sie sei selbst schuld. Sie ermittelte im besten Falle halbherzig in den Fällen der Morddrohungen. Die Ärztekammer kommentierte den Fall larmoyant damit, Dr. Kellermayrs Kassenarztstelle könne man „schnell besetzen, wenn sie frei wird“. Sie war ihnen lästig, nervte die Beamten und Funktionäre.

Es ist bekannt, dass mehrere Personen Drohbriefe schrieben. Ein Schreiber aus München wurde identifiziert, die Polizei stellte Ermittlungen ein, denn „vor ein Volkstribunal stellen“ gilt für diese Beamten als Meinungsäußerung. Keine Chance, dass ein Richter diese Entscheidung fällt, die Polizei München macht das gleich selbst.

Ein weiterer mutmaßlicher Schreiber der widerwärtigsten Drohmails wurde teilexposed. Teilexposed, weil sein Name bislang nur angedeutet wurde. Schließlich liefern OSINT-Recherchen keine Beweise, sondern nur Indizien. Aber Daniel Gehrke, zu dem die Indizien führen, ist kein unbekannter Name in der Szene, und deswegen nennen wir ihn. Gehrke ist Teil einer Gruppe rechter Twittertrolle, zu der auch Accounts wie @DogSoupIsMagic gehören, die LLumpen-Gruppe, LLumpen wie „linke Lumpen“, eine Gruppe, die gerade völlig frei dreht, wissend, dass es ihr an den Kragen geht. Denn sie haben sich nun weitere Feinde gemacht, mächtigere. Und Daniel hat einen Telegram-Kanal, der wohlbekannt ist.

Dieser Gehrke ist in Berlin polizeibekannt, auf Demos läuft er gern mit Anti-Antifa-T-Shirts durch die Gegend, mit seinen Tweets – sein „Hauptaccount“ ist hinter einem Schloss, viele seiner Posts und Tweets hat er nach einer Hausdurchsuchung im Januar gelöscht – zeigt er deutlich, wie weit rechts im Spektrum er steht. Die Hausdurchsuchung fand ebenfalls wegen Drohungen statt. Aber natürlich ist es enorm schwierig, ihm die Drohungen an Dr. Kellermayr nachzuweisen. Und da hier die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt … wird es noch einen Zacken schwieriger.

Auch nach diesem Teilexposing und der Übermittlung von Indizien, neigte die Polizei und die Staatsanwaltschaft in Oberösterreich zur Angriffslust gegenüber der bedrohten Ärztin und ließ in einem Artikel Christoph Weber, den Sprecher der Staatsanwaltschaft Wels, verlautbaren, die OSINT-Ergebnisse zum Verdächtigen seien weder inhaltlich noch technisch nachvollziehbar, eine Recherche, die von der österreichischen Zeitung der Standard problemlos nachvollzogen werden konnte. Noch immer hatten die Beamten und die Staatsanwälte keine Lust, keine Ahnung, kein Wissen oder einfach das Bedürfnis, einen Täter zu schützen, jeder kann sich selbst seinen Reim darauf machen. Und noch immer sind sie im Dienst und beschmutzen die Institutionen und den Staat, dem sie dienen durch Inkompetenz, Täter-Opfer-Umkehr und Untätigkeit. Insbesondere dieser Christoph Weber, der einen Tag nach dem Artikel angab, falsch zitiert worden zu sein, sowie der Polizeisprecher der Polizei Oberösterreich David Furtner taten sich hier unrühmlich hervor. Aber auch das Innenministerium fühlte sich zu einem dummen Kommentar gedrängt. Vor allem die Polizei versucht, ihr abgrundtiefes Versagen nun durch die falsche Behauptung einer „intensiven Betreuung“ seit November zu vertuschen. Wenn man so betreut wird, wie von David Furtner, dann will man das nicht. Sie werden jetzt eher früher als später die Ermittlungen einstellen, denn ihrer Ansicht nach gibt es jetzt kein Opfer mehr.

Aber wir schrieben eingangs, es sei eine Geschichte auch des weitgehend abgekoppelten Teils der Gesellschaft. Auch die Impfgegner auf Telegram hatten ihren Anteil, denn das teilweise menschenverachtende und in weiten Teilen widerwärtige Arschlochverhalten biergeschwängerter Dummplauderer trägt einen gehörigen Teil dazu bei. Sie, die sich von der Gesellschaft selbst isoliert haben, die ihre eigenen kleinen Befindlichkeiten seit Monaten und Jahren über alles andere stellen, die bewusst Falschnachrichten verbreiten, die lügen, verleumden und drohen, sie feiern auf Telegram den Tod eines Menschen, der nicht mehr weiterwusste. Sehr viel tiefer kann man nicht mehr sinken, sehr viel deutlicher kann man nicht mehr zeigen, wie sehr man sich vom gesellschaftlichen Konsens freiwillig entfernt hat. Sie wurden nicht ausgegrenzt, wie sie sagen, sie haben sich unmöglich gemacht, sich als intolerant und gefährlich geoutet. Sie feiern es, teilweise in pseudoreligiöser Abkehr von der Wirklichkeit, weil es jetzt „einen Verantwortlichen“ weniger gibt, an dessen Händen das Blut Unschuldiger klebe, und sie meinen damit die Geimpften. Für sie, die den Kontakt zur Realität völlig verloren haben, ist es ein Sieg, dass Dr. Kellermayr sich umgebracht hat. Mitleid empfinden sie keines, schreiben sie. Konnten sie wohl nie, denn es dreht sich bei ihnen alles nur um sie selbst. Mitgefühl ist ihnen fremd.

Und wegen solchen Leuten, dem Abschaum der Gesellschaft, ist es auch eine Geschichte unfähiger und lahmer Politiker, die noch immer nicht begriffen haben, dass es diesen Menschen nicht um Diskurs geht, welche Sprengkraft diese Gesellschaftsfeinde mitbringen. Deswegen kommt uns bloß nicht mehr mit Diskurs. Es geht denen nicht darum, miteinander zu reden. Das zeigen sie auf Veranstaltungen mit Politikern durch ihre Trillerpfeifen, denn etwas anderes als Trillern können sie nicht. Sie haben keine Argumente, sie haben kein Wissen, sie haben nur sich und ihren Hass.

Und Hass und Hetze ist schwer etwas entgegenzusetzen. Aber es geht, wenn man endlich anfängt. Doch die freie Gesellschaft hat noch nicht wirklich angefangen. Politik und Justiz, sie haben nicht begonnen, Hass und Hetze wirksam zu bekämpfen, soziale Netzwerke ziehen aus vorgeschobenen Gründen nicht mit. Hass und Hetze im Internet zu melden, dass wird weitgehend NGOs überlassen, das NetzDG ist mehr Hemmschuh als alles andere. „Ermittler“ kriegen nur was geschissen, wenn es um Hass gegen Polizisten geht. Anders als bei Verstößen gegen Mediengesetze und Meldungen bei den Landesmedienanstalten bleibt alles im Bereich Hass und Hetze nebulös.

Auch im Bereich SLAPP, der Nutzung der Möglichkeiten der Justiz, um andere mundtot zu machen, wie Joachim Steinhöfel, der Plattfisch-Anwalt, oder Markus Haintz, der Bauschaumanwalt, es gerade mit Abmahnung versuchen, besteht EU-weiter Konsens zur Verhinderung. Aber Politiker haben immer etwas anderes zu tun, wenn es um die Umsetzung geht.

Und deswegen ist es an der Zeit, dass wir anderen wütend werden. Wütend, nicht aggressiv. Wütend auf die Polizei und die Staatsanwälte, die in Halle, Braunschweig, München, Berlin, Wien und Wels und vielen anderen Orten weitgehend isoliert und ignorant-selbstherrlich, aber untätig in ihren Sesseln sitzen und Hass und Hetze noch immer gegen Meinung abwägen. Hass ist nie eine Meinung.

Es ist Zeit, wütend zu werden auf Politiker, die in ihrem ewig gleichen Bullshit noch immer glauben, Gräben zuschütten zu können. Die glauben, dass sie konziliant auf die Menschen zugehen müssten, auf Menschen, die sie nie gewählt haben und das auch niemals tun werden.

Wer Gräben zuschütten will, schüttet irgendwann Gräber zu. Und das ist keine Politik, keine Vernunft, sondern nur realpolitische Abkopplung von der Realität.

Deswegen ist es an der Zeit, dass wir Wut in Aktionen verwandeln, wir als Gesellschaft. Die sind vernetzt, wir nicht. Die sind auf der Straße, die meisten von uns nicht. Die sind laut, wir nicht. Die drohen, schreien lügen und verleumden, sind hochaggressiv, und wir bleiben höflich, ruhig und freundlich?

Wir können diese Leute, die den Staat ablehnen und sich unsozial verhalten, nicht wieder in die Gesellschaft integrieren. Das ging vielleicht vor zwei Jahren noch, aber der Zug ist abgefahren. Falsch gedachte Freiheitsbegriffe, fehlinterpretierte Meinungsfreiheit, nicht durchgesetzte Verordnungen und nicht angewandte Gesetze haben zu einer Selbstermächtigung einer Gruppe geführt, die eine Minderheit darstellt, sich aber wie eine Mehrheit fühlt. Weil wir als Gesellschaft zu still sind, zu unkoordiniert, zu wenig gemeinsam. Es geht nicht, sie zu reintegrieren. Diese Leute sind für die Gesellschaft verloren, also bestätigen wir sie, isolieren wir sie, grenzen wir sie doch mal wirklich aus, damit sie merken, was das wirklich bedeutet. Jagen wir sie dahin zurück, wo sie vor zweieinhalb Jahren in Sachen Corona, vor 10 Jahren in Sachen Pegida hergekommen sind. Vertiefen wir die Gräben. Die Zeit des Redens, des Diskurses und der Untätigkeit ist vorbei. Zählen wir jeden Beamten und Ministerialen an, der seine Arbeit nicht erledigt, wie es das Gesetz vorschreibt. Melden wir jeden Polizisten, der das Neutralitätsgebot nicht beachtet, jeden Beamten, der insgeheim zu denen gehört. Zeigen wir den Politikern, der Polizei und auch einigen Journalisten, dem Staat, wer hier verdammt noch mal wirklich das Volk ist.

Denn die sind es nicht.

Wenn der Standard schreibt, der Tod von Dr. Kellermayr sei ein Alarmsignal, dann hat der Autor recht – und zugleich unrecht. Nicht erst Dr. Kellermayrs Tod ist ein Alarmsignal. Zu viele wurden bereits überhört. Alarmsignale läuteten vor zwei Jahren, als Verschwörungsgläubige die Reichstagstreppen stürmten. Es läutete jedesmal, wenn jemand auf Demos einen Ungeimpft-Stern trug, es schrillte beim Besuch des Shops von Sven Liebich, der die lange Zeit vertickte. Das Alarmsignal, es ballert uns um die Ohren, wenn der kleine Schwindelarzt Bodo Schiffmann oder Jarvid-Kistel oder Janich, die sich selbst aller rechtlichen Konsequenzen entziehen, ihre Bagage weiter über Telegram aufstacheln. Es klingelt, wenn eine Richterin identitäre Strafträter freispricht und deren Angriff als Bagatelle abtut, es klingelt, wenn Staatsanwältinnen wie Frau Annacker oder Frau Geyer Hakenkreuze und Judensterne auf Demos als „Geschmackssache“ abtun und vor Gericht ebenfalls versuchen, die Opfer zu Tätern zu machen, gar nicht erst Anklage erheben oder bei Gewaltdelikten vor das Amtsgericht ziehen, weil da das Strafmaß niedriger ist – was sogar dem Amtsgericht aufstößt, so dass es das Verfahren selbst ans Landgericht verweist. Das Alarmsignal schrillt, wenn die dummen Bullen unter den Polizisten untätig neben Leuten stehen, die den Hitlergruß zeigen, die Pressevertreter anpampen und bedrohen. Der Tod des Studenten in Idar-Oberstein war ein Alarmsignal. Johannes Müllers fast tägliche Drohungen gegen Amtsrichter und Beamte ist ein laut schreiendes Alarmsignal. Es ist ein Alarmsignal, wenn im Wissen um Morddrohungen gegen eine Ärztin, ein Arschloch mit FDP-Label auf Twitter „Zitate“ sammelt und dabei auch zwei Arztpraxen nennt, die sich für Impfungen ausgesprochen haben und die FDP-Bundestagsabgeordnete Katja Adler das retweetet. Es ist ein Alarmsignal, wenn morgen ataktische und verwirrte Menschen auf eine Demo in Berlin gehen und heute schon sagen“ sie wüssten, was zu tun ist“. Polizisten in rechten Chats sind ein Alarmsignal. Politiker, die nicht zuhören und nicht handeln, egal welcher Partei sind ein Alarmsignal, Innenminister, die lieber von Linksextremismus labern, weil die Wahrheit über die Gesellschaft sie – was? – verunsichert?
Es klingelt und ballert an allen Ecken.

Und es ist an der Zeit, dass wir alle endlich hinhören. Denn solche Menschen haben in einer multikulturellen, meinungspluralistischen Gesellschaft Rechte, aber wir als Gesellschaft, wir haben nicht die Pflicht, sie zu tolerieren. Hass, Hetze, Aggressivität und untätige Beamte oder solche, die selbst in rechtsextremen Chats herumlungern oder jene wie zum Beispiel die neuen „Einzelfälle“ in Frankfurt, die gestern gerade suspendiert wurden nach Wohnungsdurchsuchungen, das brauchen wir in diesem Land nicht. Und keine Vorgesetzten und Innenminister, die versuchen, den Mantel des Schweigens darüber zu werfen.

Menschen, die andere mit dem Tode bedrohen, die lügen, bescheißen, verleumden und einfach nur hassen, wer nicht zu ihnen gehört, und die Spaß dabei haben, die wollen wir nicht in unserer Mitte, also schmeißen wir sie raus, jagen wir sie in ihr geliebtes Russland oder nach Tansania, ganz egal. Wenn Markus Haintz frohlockt, dass die „kritischen Stimmen“ auf Twitter die Oberhand gewinnen, dann muss ihm mit allen Mitteln, die nicht gewaltätig sind, klargemacht werden, dass er keine kritische Stimme ist, sondern ein kleiner Dummkopf mit Bauschaum vor dem Mund..

Aber die Wut über den Tod von Lisa-Maria Kellermayr, sie muss raus aus den Netzwerken und ins richtige Leben. Journalisten und Gegendemonstranten können nur bedroht werden, weil zu wenige da sind, sie zu schützen.

Lisa-Maria hat gekämpft. Sie hat sich gewehrt. Aber auch wir als Gesellschaft haben zu wenig getan, um sie zu stützen, als sie fiel. Schöne Worte auf Twitter, sie reichen nicht, wenn das Leben die Energie verliert. Blumen nach ihrem Tod ersetzen nicht die Notwendigkeit, sich für diese Menschen zu Lebzeiten im realen Leben einzusetzen. Auch wir ziehen uns diesen Schuh an, denn er passt.

Sie hat Abschiedsbriefe hinterlassen. Wir wissen natürlich nicht, was darin steht. Aber sie wird ihre Gründe gehabt haben, Suizid zu begehen, denn irgendwann ist die Kraft alle. Es ist das tragische Ende einer kurzen, aber deswegen nicht weniger wichtigen Geschichte. Es ist die Geschichte einer Ärztin, die sich für ihre Patienten einsetzte, das Beste für sie wollte, dafür auch unbequem war und laut, aber ehrlich und konsequent in ihrem Tun. Es ist die Geschichte einer Frau, die am Ende nicht mehr weiterwusste, aber Lisa-Maria war nicht feige, nur weil sie sich das Leben nahm. Sie war einer der mutigsten Menschen überhaupt, denn sie sagte, was sie wollte und tat, was sie sagte, mehr, als mancher von uns, von euch. Bis zum Schluss.

Sie „entschied“ sich nicht dafür, nicht mehr weiterleben zu wollen, wie der österreichische Bundespräsident es ausdrückt. Es gab für sie keine Möglichkeit mehr. Behörden, Gesellschaft und Institutionen gaben ihr keine Möglichkeit mehr und der Hass von Menschen, die sie gar nicht kannten, nahmen ihr die Luft zum Atmen und trieben sie dazu, ihrem Leben ein Ende zu setzen … nur, weil sie ihre Arbeit machte und liebte. Denn es ist die Geschichte einer jungen Ärztin, die ihre Leidenschaft für die Medizin lebte, eine eigene Praxis aufbaute, um Menschen zu helfen, und der von blöden Ignoranten und von Hass zerfressenen Menschen das Gegenteil vorgeworfen wurde. Die Geschichte eines Menschen, der von denjenigen, die zuständig sind, weder Verständnis noch Unterstützung bekam. Es ist die Geschichte eines Todes, der so unnötig war, der so leicht hätte verhindert werden können. Die Geschichte eines Suizids, der uns endlich alle aufrütteln sollte und nicht nur schockieren oder lähmen.

Diese Geschichte von Lisa-Maria ist eine ganz persönliche Geschichte, eine private, eine emotionale, aber es ist auch die Geschichte unserer Gesellschaft, unseres Miteinanders. Sie ist nicht schön, hat kein Happy End, eine, die niemand wirklich hören möchte, die aber unbedingt erzählt werden muss. Damit sich wieder etwas ändert in unserer Gesellschaft. Damit die Vernünftigen und Verständigen, der Homo sapiens, wieder die Oberhand gewinnt und der Homo irrationalis wieder verschwindet.

Damit sie bitte wenigstens nicht umsonst gestorben ist.

Dr. Lisa-Maria Kellermayr wurde 36 Jahre alt.